Nach Abschluß der Objektreihe «der Tod & das Mädchen» schon, spätestens jetzt aber nach der Arbeit an diesem Buche kann ich kein Modeheft, keine Hochglanzphoto eines attraktiven Mädchens mehr anschauen, ohne mir nicht auch zu überlegen, wo ich jetzt das «Tödtlein» hinschieben würde. Oder ich ziehe verstohlen ein Taschenaltärchen hervor, rücke den Rattenschädel vom linken Mädchenauge auf die Nasenwurzel … und genieße das Mädchen.
Und wenn mir eine «Miss Caran d’ Ache», eine besonders dick und bunt Bemalte entgegenkommt, klicke ich ihr geistig wie mit einer Maus eine Ratte aufs Makeup, auf den Lidschatten, auf den Lippenspalt. Ganz kalt. Bewahre! Das wird sie nie bemerken. Und komme ich ins Gespräch mit ihr, so ist nur lächelnd ein großes Compliment angebracht für die tolle Ausstrahlung. «Und Frölein: Ihri Fingerproporzioone adled Iri Händ!» Das ist natürlich wenig angebracht bei Maulwurfschauferli, aber die Situation wird das schon regeln.
Auf dem gotischen Zifferblatt mancher Uhr ist ein Sinnspruch wie: «tempus fugit, hora vincit» oder «so offt es schlacht, Dein End bedacht» angebracht. Ja, damals war die Lebenserwartung kurz und mit 40 hatten die meisten Zeitgenossen die Zukunft auch schon hinter sich. Heute denken wir, daß wir uns mit 117 nochmals genmutieren lassen werden, um noch ein paar Dekaden dazuzulegen oder uns in eine Raumfähre setzen zu lassen, einer intergalaktischen Sänfte gleich, um andernorts noch einen Augenschein zu nehmen im Universum.
Der Knochenmann ist ganz anders. Er haut und kehrt uns um. Er ist uns Spiegel unserer Endlichkeit. Gewiß, wir sind auch zum Genusse auf der Welt. Vorwiegend sogar. Besonders, wenn es uns gelingt, die Arbeit nicht nur als Last zu empfinden.
Da halte ich mich allerdings lieber an den kühnen Ausspruch des legendären Klosterhofwirtes in St. Gallen während meines Studiums (1974-78), Werni Schmid:
«lieber singen & saufen und früh über die Klinge springen …
als gesund alt werden und an Griesgram sterben»!
Werni hat Al's allerletztes Buch noch würdig und originell illustriert. Dann ist er verblichen. Und nach der Herausgabe der Po-Po-Po-esie ist auch Al in die ewigen Jagdgründe entschwunden. Noch treffe ich Peter in alter Frische, erneut das Thema von "Tod und das Mädchen" beackernd mit Pinsel und Stift. Sternstunden alter Künstlerfreundschaft. Er 82, ich 64, geistig und schöpferisch voll im Saft.
So solle eine jede liebenswürdige, hochverehrte Dame, jeder kultivierte Herr, auf die seinige Art mit meinem Thema der «ars moriendi» umgehen. Die persönliche Beschäftigung mit dem Thema Tod, mit dem eigenen Loslassen ist letztlich eine religiöse Erfahrung und daher sehr individuell & intim. Äußere Anregungen tun aber not.
Und nur: VALE, liebe Leserin, geschätzter Herr. Schlußpunkt!